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Elbe-Seitenkanal

Der Elbe-Seitenkanal zweigt zwischen Braunschweig und Wolfsburg bei der Ortschaft Edesbüttel aus der Scheitelhaltung des Mittellandkanals (MLK-km 233,6, ESK-km 0,0) ab, führt in nördlicher Richtung über das Allertal durch die Lüneburger Heide und mündet bei Artlenburg in die Elbe (Staustufe Geesthacht). Mit diesem leistungsfähigen Kanal sind die Seehäfen Hamburg und Lübeck zuverlässig an das Netz der Binnenwasserstraßen angeschlossen.

Der Elbe-Seitenkanal ermöglicht die Umfahrung der fahrtechnisch schlechten und von wechselnden Wasserständen beeinflussten Elbstrecke zwischen Lauenburg und Magdeburg und verkürzt über die Oststrecke des Mittellandkanals die Entfernung zwischen diesen Orten sogar noch um 33 km. Er wurde nach achtjähriger Bauzeit am 15.06.1976 für die Schifffahrt freigegeben, musste jedoch am 18.07.1976 nach einem Dammbruch gesperrt werden. Nach Behebung des Schadens und Durchführung zusätzlicher Sicherungsmaßnahmen an Einzelbauwerken wurde der Kanal dann am 24.06.1977 wieder in Betrieb genommen.

Der Elbe-Seitenkanal ist 115,2 km lang. Der Höhenunterschied von 61,0 m zwischen dem Wasserspiegel der Mittellandkanal-Scheitelhaltung (NN + 65,0 m) und dem Normalstau der Elbe-Staustufe Geesthacht (NN + 4,0 m) wird mit zwei Abstiegsanlagen - zwei Schachtschleusen in Uelzen (Fallhöhe 23,0 m) und dem Doppelsenkrecht-Schiffshebewerk Lüneburg (Fallhöhe 38,0 m) - überwunden.

Das imposante Schiffshebewerk Lüneburg besitzt zwei unabhängig voneinander senkrecht bewegbare Tröge, in denen Schiffe die dortigen 38 m Höhendifferenz überwinden können (Schiffsaufzug). Beide Tröge werden durch an 240 Stahlseilen hängende Gegengewichte gehalten. Sie sind baugleich mit je 100 m Länge, 12 m Breite und haben eine Wassertiefe von ca. 3,40 m. Die reine 38 m lange Trogfahrt dauert nur etwa 3 Minuten. Beim Betrieb des Hebewerks kommt es zu keinen nennswerten Wasserverlusten.

Der Elbe-Seitenkanal ist als damalige Wasserstraßenklasse IV (heute Vb) für 1.350 t-Schiffe und Schubverbände bemessen worden. Neben der wichtigen verkehrlichen Funktion hat der Kanal insbesondere auch Bedeutung für die Wasserwirtschaft (Beregnung, Hochwasserabführung) und erfüllt eine wichtige Freizeit- und Erholungsfunktion.

Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und der Öffnung der osteuropäischen Märkte hat der Elbe-Seitenkanal noch weiter an verkehrlicher Bedeutung gewonnen. Er bietet für die Schifffahrt einen ökologisch und ökonomisch günstigen Verkehrsweg. In den letzten Jahren hat sich ein erfreulicher Verkehrszuwachs auf knapp 9 Mio. Gütertonnen pro Jahr eingestellt, wobei in Spitzenzeiten bis zu knapp 90 Schiffseinheiten pro Tag geschleust wurden. Dieser Trend wird weiter durch die Attraktivität des Elbe-Seitenkanals anhalten.

Ende 2006 wurde mit dem Neubau der Schleuse Uelzen II, unmittelbar neben der vorhandenen Schleuse Uelzen I, eine weitere wichtige Komponente im Hinblick auf die stetig steigende Bedeutung des Elbe-Seitenkanals in Betrieb genommen. Diese hochmoderne Sparschleuse mit jeweils 4 Sparbecken, seitlich übereinander angeordnet, erreicht eine Wasserersparnis von bis zu 70%. Mit der Fallhöhe von 23 m, einer Drempeltiefe von 4 m, der Kammerlänge von 190 m und -breite von 12,5 m zählt die Schleuse Uelzen II zu den größten Binnenschifffahrtsschleusen Deutschlands. Nach Inbetriebnahme der zweiten Schleuse in Uelzen konnte die Leistungsfähigkeit des Elbe-Seitenkanals im Hinblick auf die prognostizierten zukünftigen Verkehre entscheidend erhöht werden. Nunmehr bestehen, wie auch beim Schiffshebewerk Lüneburg in Scharnebeck mit seinen beiden Trögen, auch hier zwei unabhängig voneinander arbeitende Schleusenkammern (Uelzen I und Uelzen II), die die Betriebssicherheit des Elbe-Seitenkanals dauerhaft gewährleisten.