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Stichkanal Osnabrück

Der Stichkanal Osnabrück (SKO) zweigt westlich von Bramsche bei MLK-km 30,380 aus dem Mittellandkanal in südlicher Richtung ab und endet in den Hafenanlagen der Stadt Osnabrück. Seine Gesamtlänge beträgt rd. 14,500 km, wobei die Bundeswasserstraße bei SKO-km 13,0 am Oberen Vorhafen der Schleuse Haste endet.

Mit dem Bau des SKO wurde in den Jahren 1910/1911 begonnen; am 01. November 1915 war er fertig gestellt. Die Bauarbeiten für die Aushebung des Hafenbeckens und die Erschließung des Hafengeländes wurden 1912 aufgenommen. Am 03. April 1916 lief der erste Schleppkahn mit einer Ladung von 475 t Hafer, von Bremen über Minden kommend, im Hafen Osnabrück ein.

Der SKO wurde zunächst ebenso wie der Mittellandkanal (MLK) für Schiffe von 600 t Tragfähigkeit und 1,75 m Abladetiefe gebaut. Es war allerdings damals schon eine spätere Befahrung mit 1.000-t-Schiffen durch entsprechende Anspannung (Erhöhung) des Wasserspiegels vorgesehen. Er erhielt einen muldenförmigen Querschnitt, der nur im Richtungsverkehr einschiffig zu befahren war. Lediglich im Streckenabschnitt von km 0,000 bis km 1,500 wurde nach Fertigstellung ein Begegnungsverkehr zugelassen. Diese zweischiffige Strecke wurde im Jahre 1936 bis km 3,100 verlängert. In der einschiffigen Strecke von rd. 9,900 km Länge wurden bei km 5,000 und km 9,000 kurze Begegnungs- und Ausweichmöglichkeiten eingerichtet. Die für die Anspannung des Wasserspiegels erforderlichen Arbeiten, wie Dammverstärkungen, Ufersicherungen, Hochziehen der Dichtungen und Erhöhung von Bauteilen der Schleusen, wurden in den 30-er Jahren durchgeführt. Danach konnte die Wassertiefe um 40 cm vergrößert werden. Die zweischiffige Strecke erhielt damit eine Wasserspiegelbreite von 34 m und eine Wassertiefe von 3,50 m in Kanalachse, die einschiffige Strecke eine Wasserspiegelbreite von 25 m und eine Wassertiefe von 3,20 m. Mit dem Ausbau des MLK wurden ab 1980 auch einzelne Streckenbereiche des SKO ausgebaut.
Der SKO kann derzeit von Fahrzeugen mit einer zulässigen Länge von 82 m und einer maximalen Breite von 9,60 m befahren werden. Die zulässigen Abladetiefen betragen bis SKO-km 12,25 (Einfahrt Ölhafen) 2,80 m und bis zum Ende der Bundeswasserstraße 2,30 m.

Die überwiegende Einschiffigkeit des SKO erfordert eine ständige Verkehrsregelung, die durch das Personal der Schleuse Hollage vorgenommen wird. Es melden sich alle in den SKO einfahrenden Schiffe vor der Einfahrt über Funk oder Handy bei der Schleuse Hollage an und erhalten von dort weitere Weisungen.

Der Stichkanal Osnabrück wird von insgesamt 14 Brücken gekreuzt, von denen sich zehn im Eigentum und der Unterhaltung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung befinden. Die Brücken Nr. 80 und 81A (Gemeindestraßen) sowie die Brücke Nr. 81 (Bahnlinie) befinden sich in der Unterhaltung der Stadt Osnabrück. Für die Unterhaltung der Brücke 77A (Autobahn A1) ist das Land Niedersachsen in Auftragsverwaltung des Bundes zuständig. Die von der WSV in den vergangenen Jahren neu gebauten Brücken Nr. 71, 72, 73, 74, 76, 78, 79, 80 und 81 sowie die Brücken Nr. 77A und 81A besitzen bereits die für den Verkehr mit Großmotorgüterschiffen erforderliche Brückendurchfahrtshöhe von 5,25 m. Bei den übrigen Brücken liegt die Durchfahrtshöhe zwischen 4,00 m und 4,40 m. Weiterhin kreuzen fünf Gewässerläufe den SKO mittels Düker. Die Einlassbauwerke dieser Düker besitzen teilweise einen Hochwasserüberlauf in den SKO. Außerdem nimmt der SKO das Niederschlagswasser einer Reihe von kleineren Bachläufen und Gräben über Einlaufbauwerke auf.

Während der Wasserspiegel des MLK auf NN + 50,30 m liegt, beträgt diese Höhe im Hafen Osnabrück NN +59,80 m. Der Höhenunterschied von 9,50 m wird durch zwei Schleusen, der Schleuse Hollage bei km 7,200 und der Schleuse Haste bei km 12,700 überwunden. Die Wasserversorgung der jeweils oberen Kanalhaltung sowie die Rückführung des Schleusungswassers wird an jeder Schleuse durch ein Pumpwerk sicher gestellt.

Der Gewässerlauf der Hase verläuft auf weiten Strecken zwischen Osnabrück und Bramsche auf der Westseite weitgehend parallel zum SKO und kreuzt den MLK bei MLK-km 30,032 unmittelbar westlich der Einmündung SKO/MLK in einem Düker. Bereits beim Bau des SKO wurde die Hase im Bereich von km 10,700 bis km 11,900 auf einer Länge von etwa 1,200 km in ein neues Bett verlegt, weil die Trasse des SKO das alte Gewässerbett der Hase zweimal kreuzte. Außerdem wurde im Bereich von km 8,900 bis km 9,200 eine Hase-Verlegung erforderlich. Noch heute grenzen einzelne Gewässerabschnitte der Hase unmittelbar an den SKO.

Am 05. Dezember 1960 trat unterhalb der Schleuse Haste auf der Westseite des SKO bei km 12,500 ein Dammbruch ein. Er wurde durch ein Katastrophenhochwasser der Hase ausgelöst, das zu diesem Zeitpunkt bis 2,50 m über den Kanalwasserspiegel angestiegen war. Das in den SKO strömende Hasewasser überspülte die Schleusenplattform der bei km 7,200 gelegenen Schleuse Hollage. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Böschung am östlichen Brückenwiderlager der Brücke Nr. 77 und am Pumpenhaus sowie der Hinterfüllungsboden der Ostseite der Schleusenkammer weggespült. Das Wasser strömte so östlich um die Schleusenkammer herum. Das Pumpwerk, das Schleusenbetriebsgebäude sowie ein Dienstwohngebäude wurden völlig zerstört.

Die Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden und für die Wiederaufnahme der Schifffahrt wurden unmittelbar nach dem Schadensfall begonnen. Die Schifffahrt konnte bereits zwei Monate später, am 05. Februar 1961, wieder aufgenommen werden.

Zu weiteren Durchbrüchen der Hase in den SKO infolge Hochwassers kam es am 12. März 1981 etwa 350 m unterhalb der Schleuse Hollage bei km 6,800 sowie am 27. August 2010 etwa 200 m unterhalb der Schleuse Hollage bei km 7,000. Der SKO verläuft in diesem Bereich zwar im Einschnitt, der westliche Kanaldamm übernimmt jedoch auch hier den Hochwasserschutz gegenüber der angrenzenden Haseniederung. Die in den SKO einströmenden Wassermengen konnten in Richtung MLK abfließen, ohne Schäden an weiteren Bauwerken zu verursachen.

Verkehrsaufkommen:

In den ersten Jahrzehnten nach der Fertigstellung des SKO war eine stetige Aufwärtsentwicklung des Schiffsverkehrs in den Osnabrücker Häfen (einschl. Umschlagstelle der Piesberger Steinindustrie) zu verzeichnen. So wurden bereits im Jahre 1920 rd. 210.000 t Güter per Binnenschiff umgeschlagen. Diese Umschlagmenge stieg bis zum Jahre 1943 auf 580.000 t an. Im April 1945 kam infolge der Beendigung der Kriegshandlungen im Osnabrücker Raum der Schiffsumschlag bis zum März 1946 zum völligen Stillstand. Nach Beseitigung der Kriegsschäden stieg der Güterumschlag schnell wieder an, so dass bereits 1951 mit 585.000 t die Vorkriegszahlen überschritten wurden. Im Jahre 1965 wurde mit 1,040 Mio. t Schiffsumschlag sogar die Millionengrenze überschritten. In den Jahren 2010 bis 2015 betrug der Schiffsumschlag zwischen 0,7 und 1,0 Mio. t/Jahr.

Ausbau des SKO:

Ab 1980 wurden bereits einige Streckenabschnitte des SKO ausgebaut. Der Ausbau dieser Abschnitte mit verschiedenen Ausbauquerschnitten (Trapezprofil mit Wasserspiegelbreiten von 41 m bis 44 m, Rechteck-Trapezprofil von 34 m bis 37 m Wasserspiegelbreite, Wassertiefe 3,80 m bzw. 4,00 m) wurde aus unterschiedlichen Gründen vorgezogen. So wurde z. B. der Ausbau im Bereich der Einmündung von km 0,000 bis 0,600 gleichzeitig mit dem Ausbau des MLK in diesem Abschnitt ausgeführt.

Zuletzt (2005 bis 2011) wurden die Streckenabschnitte von SKO-km 2,500 - 6,150 und 8,900 - 11,450 ausgebaut.